Der Begriff „Digitale Führung“ ist im strengen Sinne nicht zutreffend, sind Menschen doch noch immer (weitestgehend) analog funktionierende Wesen. Dennoch: Die von der Digitalisierung geprägte Zusammenarbeit erfordert neue Überlegungen zur Mitarbeiterführung.
Sehen sich Führungskraft und Mitarbeiter oder die Mitarbeiter untereinander nicht mehr in persona, sondern kommunizieren nur noch über digitale Plattformen oder Messenger-Dienste, entstehen zwei deutliche Einschränkungen in der Kommunikation:
Erstens entfällt der Kommunikationskanal „Körpersprache“. Auch Videokonferenzen können diesen Verlust nicht vollständig ausgleichen.
Zweitens führt die scheinbare Exaktheit digitaler Kommunikation dazu, dass Emotionen nicht ausgetauscht und damit bearbeitet werden, sondern sich aufstauen. Auch die erwähnte fehlende körpersprachliche Kommunikation trägt dazu bei.
Wo liegen die Risiken?
Sicherlich können ausgeprägt kognitive Typen besser ohne die Kommunikationskomponente „Emotionen“ auskommen – aber Emotionen entwickelt jeder, einer mehr, einer weniger. Wenn diese aber von anderen nicht erkannt und somit nicht im Dialog verarbeitet werden, können sie sich anstauen. Sind diese Emotionen negativer Art, setzt der Frust-Abbau ein: Zurückhalten von Informationen, Alles-Egal-Stimmung, Kündigungsbereitschaft oder sogar Sabotage können die Folge sein.
Was ist zu tun?
Aus der Betriebspraxis bieten sich zwei Instrumente an:
Setzen Sie in der digitalen Kommunikation, beispielsweise in E-Mails, ganz bewusst Emotionen ein. Verwenden Sie häufig Smileys. Fragen Sie nicht „Wie geht es Dir?“, sondern besser konkret situations- oder personenbezogen: „Wie hast Du das empfunden, als Du den Termin nicht halten konntest, weil die Zuarbeit nicht rechtzeitig kam?“, „Was gefällt Dir besonders gut / besonders bei in der Zusammenarbeit mit dem neuen Kollegen?“
Persönliche Treffen sind durch nichts zu ersetzen, an besten mindestens monatlich einen halben Tag lang.
Außerdem sollte Mitarbeitern bei der Entscheidung geholfen werden, in welchen Situationen wie kommuniziert wird: Wann kommen E-Mail, Messenger-Dienste, Projektmanagementsysteme, Telefon oder persönlicher Besuch infrage?
Fazit
Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt stellt neue Ansprüche an die Mitarbeiterführung und das Verhalten im Team. Einbeziehung durch persönliche Ansprache und Wertschätzung durch Kontrolle und Feedback werden noch wichtiger,
meint Ihr Thomas Beier
Der Autor ist Freiberuflicher Unternehmensberater. In einem weiteren, auf Internetdienstleistungen spezialisierten gewerblichen Unternehmen wird weitgehend digital kommuniziert. Die dabei gewonnenen Erfahrungen helfen anderen Unternehmen, die digitale Kommunikation beispielsweise mit Homeoffice-Arbeitern oder Außendienstlern erfolgversprechender zu gestalten.
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